Salzburg hadert mit sich und den Schiedsrichtern

Salzburg weiß um die vergebene Chance. Mit einem Sieg gegen den WAC hätten die Bullen die Rückeroberung des Fußball-Meistertitels wieder in der eigenen Hand gehabt. Nach einer schwachen ersten Hälfte blieb ein vermeidbares 1:1, das die Bullen fünf Runden vor Schluss immer noch vier Punkte hinter Spitzenreiter Sturm Graz zurücklässt. Im Zentrum der Diskussionen stand wie beim Schlager zehn Tage davor gegen Sturm (1:2) ein den Salzburgern verwehrter Elfmeter.
Gegen die Grazer war ein Strafstoß nach Foul an Yorbe Vertessen nach Video-Studium zurückgenommen worden. Gegen den WAC wurde der Belgier von Chibuike Nwaiwu gelegt, der VAR schritt aber nicht ein. "Letztendlich müssen wir mit diesen Entscheidungen, die nicht korrekt waren, leben", sagte Salzburg-Trainer Thomas Letsch. Ob Österreich ein Schiedsrichter-Problem habe, wollte der Deutsche nicht beurteilen. "Es ist schade, dass diese Situationen auftreten, weil es in dieser Phase um die Meisterschaft, um Europa und um den Abstieg geht."
Keine zwei Meinungen im Bullen-Lager
Es sei "mühsam", jede Woche über Elferentscheidungen zu diskutieren, ergänzte ÖFB-Teamgoalie Alexander Schlager. "Es war eine spielentscheidende Situation. Wir müssen aber so ehrlich sein, dass die ersten 45 Minuten schlecht waren. Wir hätten es selber in die Hand gehabt." Zur Elferszene gab es im Bullen-Lager keine zwei Meinungen. "Es ist für uns derzeit nicht einfach, aber wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen", sagte Samson Baidoo über die Schiri-Entscheidungen. "Wir werden am Sonntag von Anfang an 100 Prozent fokussiert sein."
Dann wollen die Salzburger im Rückspiel beim WAC Versäumtes nachholen. "Aufgegeben wird nur ein Brief", betonte Schlager. "Wir werden weiterkämpfen. Es wird nicht leichter, wir haben es nicht mehr selbst in der Hand. Aber wir müssen die Möglichkeit so hoch halten, wie es geht." Mit einem Auftritt wie in der zweiten Hälfte, als jeder Spieler gefightet habe und die Mannschaft "gangig" gewesen sei, werde man in Wolfsberg gewinnen. "Das müssen wir aber ab der ersten Sekunde abrufen."
"Ein Punkt ist ein Punkt"
Die Inkonstanz im Spiel schob Letsch auch der Jugend seiner Truppe zu, die von einem frühen Gegentor aus der Bahn geworfen wurde. "Für uns ist wichtig, dass wir die Lehren für Sonntag ziehen", meinte der Coach. "Wir müssen den Anspruch haben, klarer und effizienter zu sein." Nach fünf Spielen in der Meistergruppe stehen zehn Punkte zu Buche. Gegen Sturm und den WAC hätte man Zähler hergeschenkt. "Ein Punkt ist ein Punkt - besser als keiner", sagte Letsch. "Aber wenn wir in der Verfolgerrolle sind, dann reicht es nicht."
Wie sehr die Salzburger derzeit von ihrem Spielmacher Oscar Gloukh abhängen, zeigte sich nach dessen Einwechslung zur Pause. "Salzburg hat in den letzten 15 Jahren sehr viel für den österreichischen Fußball getan", meinte WAC-Coach Dietmar Kühbauer. "Sie sind nach wie vor gut, aber sie haben nicht mehr diese außergewöhnlichen Spieler." Der Israeli Gloukh, der nach einer Mandeloperation zurückgekehrt ist und den Umschwung brachte, scheint der einzige.
WAC mit allen Chancen
Kühbauer bescheinigte den Bullen "nach wie vor das Potenzial Meister zu werden". In seiner eigenen Mannschaft herrsche eine gute Energie. Zwei Zähler Rückstand auf Salzburg lassen den in der Meistergruppe noch ungeschlagenen Tabellenvierten von mehr träumen. "Wir wollen genügend Punkte machen, dass es im Tascherl ein bisschen raschelt und die Familien dann einen super Urlaub machen können", blieb Kühbauer bei der Zielvorgabe vage. Auch das Cupfinale am 1. Mai sei für ihn noch kein Thema.
Zumindest Platz vier sollte den Wolfsbergern bei sieben bzw. acht Zählern Vorsprung auf Rapid und Blau-Weiß Linz sicher sein. "Wenn wir unsere Punkte sammeln wird es schwer, dass die noch an uns herankommen", meinte Kapitän Dominik Baumgartner. "Es bleibt spannend um Platz zwei oder drei, deshalb kann der Punkt viel wert sein", schielte Torhüter Nikolas Polster auch nach oben. "Wenn wir weiterhin so agieren, brauchen wir uns vor keinem verstecken." Auch nicht vor Salzburg. "Wir werden am Sonntag auf Sieg spielen", kündigte Torschütze Thierno Ballo an.
apa