29.11.2022 12:15 Uhr

Bruno Fernandes stellt Ronaldo in den Schatten

C. Ronaldo (vorne) und B. Fernandes feierten erstes Tor gegen Uruguay
C. Ronaldo (vorne) und B. Fernandes feierten erstes Tor gegen Uruguay

Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Portugals Kapitän Cristiano Ronaldo nicht im Mittelpunkt einer Feier der Selecao stand.

>>Zum Spielbericht: Portugal gegen Uruguay

Manchester Uniteds Mittelfeldregisseur Bruno Fernandes war es, der am Montagabend mit einem durchaus umstrittenen Doppelpack gegen Uruguay Portugal ins Achtelfinale der WM in Katar schoss. Das erste Tor war eine Flanke von Fernandes, die eben mit oder ohne Ronaldos Haarspitzen den Weg ins Tor fand, das zweite ein fragwürdiger Elfer.

Der Fußball-Weltverband FIFA hatte zuerst CR7, nach seinem Hinauswurf bei United vereinslos, als Torschütze ausgewiesen, dann aber Fernandes den Treffer gutgeschrieben. Ronaldo hatte als vermeintlicher Torschütze noch gejubelt, wohl auch, weil er mit dem Treffer mit Eusebio als Portugals WM-Rekord-Torschütze gleichgezogen hätte. Das ist aber ohnehin wohl nur eine Frage der Zeit für den 37-Jährigen, der als erster Spieler der Geschichte bei fünf Weltmeisterschaften getroffen hat. Bruno Fernandes gab Interviews, wurde bejubelt und gefeiert, Ronaldo verließ wortlos und ohne großen Trubel das Stadion. Fernandes nahm die Diskussion um den Treffer mit Humor: "Wir wissen, dass Ronaldo ein Stürmer ist und auf Tore aus ist", sagte er laut dpa.

Der Mittelfeldmotor ist mit Sicherheit prägend für Portugals Spiel, das nun die letzte Runde der Gruppenphase gegen Südkorea relativ entspannt angehen kann. Beim 3:2 gegen Ghana in der ersten Runde konnte Bruno Fernandes zwei Assists verbuchen, nun die beiden Treffer. Auch um den zweiten Treffer gab es Diskussionen: Schiedsrichter Alireza Faghani zeigte nach VAR-Studium wegen eines Handspiels von José Maria Giménez auf den Punkt. Der Uruguayer wollte sich im Fallen mit der Hand abstützen und hatte dabei den Ball berührt, was laut Regelwerk nicht als Elfmeter zu werten gewesen wäre. Fernandes war es egal, er traf lässig ins linke Eck und hätte danach beinahe noch sein drittes Tor gemacht.

Dennoch, ob man ihn nun mag oder nicht: Gegen Ghana zeigte auch Cristiano Ronaldo, wie wertvoll er noch immer für die Selecao ist. In dem lange langweiligen Spiel, das im letzten Drittel zum Krimi mutierte, war CR7 zunächst der einzige Portugiese, von dem Gefahr ausging, und er holte auch den schmeichelhaften Elfer heraus, der zum 1:0 für die Portugiesen führte.

FIFA will sich Tor noch einmal anschauen

Und die FIFA will sich den Fernandes gutgeschriebenen Treffer noch einmal anschauen. Demnach könnte das Tor möglicherweise doch noch Ronaldo zugesprochen werden. Die FIFA äußerte sich zunächst nicht dazu. Und auch mindestens zwei WM-Spiele hat Ronaldo nach dem Achtelfinal-Einzug noch, um sich zum großen Star des Turniers zu schießen. Der bisher herausragende Kylian Mbappé, der verletzte Neymar sowie Lionel Messi und Robert Lewandowski, die sich am Mittwoch gegenseitig aus dem Turnier befördern könnten, dürften die größten Rivalen sein.

Matchwinner Fernandes waren diese Debatten ziemlich egal. "Ich habe gejubelt, als ob Cristiano das Tor gehört hätte", sagte er. "Egal, wie man es bewertet, es ist dasselbe. Es ist wichtig, dass wir das Tor gemacht haben." Auch Nationaltrainer Fernando Santos sah dies so, auch wenn er trotzdem das fast schon obligatorische sportliche Lob für seinen Kapitän parat hatte: "Er hat ein großartiges Spiel gemacht, so wie das gesamte Team", sagte Santos.

Ronaldo und Fernandes unterstreichen gutes Verhältnis

Ronaldo ist nach wie vor der unumstrittene Superstar Portugals und sportlich unantastbar, auch wenn Fernandes bei diesem Turnier bisher vielleicht mehr glänzt. Dabei haben die Debatten um Ronaldo und dessen Zukunft vor dem Turnier auch den Offensivspieler direkt beeinflusst. Bei Manchester United spielten die beiden zuletzt zusammen, nach der Trennung von Ronaldo und dem Club wurde Fernandes immer wieder nach einem möglichen Interessenskonflikt befragt. Für zusätzlichen Wirbel sorgte ein Video, das zeige, wie sich beide beim Nationalteam offensichtlich extrem kühl begrüßten. Ein Scherz, sagten Ronaldo und Fernandes anschließend und betonten ihr ausgesprochen gutes Verhältnis.

Wichtiger ist für Portugal der Gruppensieg, für den sie aus dem letzten Spiel gegen Südkorea am Freitag noch einen Punkt benötigen, um ganz sicher zu sein. Als Erster der Gruppe H dürfen sie davon ausgehen, im Achtelfinale Brasilien zu vermeiden, das wohl die Gruppe G gewinnen wird. Einen Tag mehr Pause hätten die Portugiesen obendrein. Leicht wird das nicht werden, die Südkoreaner spielen nach der Niederlage gegen Ghana um die letzte Chance. Sie müssen gewinnen und auf einen günstigen Verlauf der Parallel-Partie Ghana-Uruguay - sprich: ein Remis - hoffen. Bei einem Sieg einer der beiden Mannschaften und einem Sieg der Ostasiaten gegen die Selecao würde die Tordifferenz entscheiden.

apa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten